Deutschland – Europas größter Fondsmarkt für Privatanleger

Deutschland ist mit einem Anteil von 27 Prozent der mit Abstand größte private Fondsmarkt in der EU und im Vereinigten Königreich. Die deutsche Spitzenposition ist auch auf das erfolgreiche Vertriebssystem zurückzuführen.

Fonds im Wert von fast einer Billion Euro – auf diese Summe bezifferte der Branchenverband BVI den Fondsbesitz deutscher Privatanleger Ende März 2023. Damit rangiert Deutschland als größter privater Fondsmarkt vor Italien (668 Milliarden Euro) und Spanien (407 Milliarden Euro). Die drei Länder stehen für mehr als die Hälfte des Fondsbesitzes privater Anleger in der gesamten EU mit Großbritannien.

Starke Verflechtung der europäischen Fondsmärkte

England und Frankreich kommen jeweils auf einen Direktbesitz von rund 320 Milliarden Euro. In Frankreich werden Fonds meist über Versicherungen gehalten. Die von der Europäischen Zentralbank (EZB) ermittelten Zahlen umfassen nur direkt von Privatanlegern gehaltene Fondsanteile. Auf Basis der EZB-Statistik lässt sich auch aufschlüsseln, welche Rolle im Ausland aufgelegte Fonds spielen. Über alle betrachteten Länder hinweg beträgt ihr Anteil rund 40 Prozent, was die starke Verflechtung der europäischen Fondsmärkte belegt.

Große Bandbreite an offenen Publikumsfonds

Fondsanleger in Deutschland können aufgrund des grenzüberschreitenden Vertriebs aus einer Vielzahl an Fonds unterschiedlicher Anlagestrategien wählen. Nach Angaben der BaFin waren zum Jahresende 2022 neben 3.200 in Deutschland aufgelegten offenen Publikumsfonds rund 11.000 ausländische Wertpapier-Publikumsfonds (OGAW) zum Vertrieb zugelassen. Dazu kommen weitere 5.300 sonstige Fonds aus der EU beziehungsweise aus dem Nicht-EU-Ausland. Fondsanleger profitieren von einer breit diversifizierten Vertriebslandschaft in Deutschland.

Direktvertrieb fondsgebundener Versicherungen eher unüblich

Laut Angaben des Gesamtverbands der deutschen Versicherer (GDV) verwalteten fondsgebundene Policen Ende 2022 über 150 Milliarden Euro für ihre Anleger. Kaum eine Rolle spielt dagegen der Direktvertrieb: Nur wenige Gesellschaften bieten Privatkunden an, ohne Intermediäre Fondsanteile zu ordern.

Erfolgreiche Vertriebsstrategie auf Provisionsbasis

Das deutsche Vertriebsmodell ist ausgesprochen erfolgreich darin, Privatanleger zu Investitionen an den Kapitalmärkten zu bewegen. In den letzten zehn Jahren lagen die kumulierten Pro-Kopf-Fondskäufe (gerechnet auf die Bevölkerung ab 15 Jahren) nach EZB-Angaben bei netto über 6.100 Euro. In anderen EU-Ländern, die auch Provisionen im Finanzvertrieb erlauben, waren es immerhin 3.650 Euro. Im Vereinigten Königreich und den Niederlanden dagegen – den beiden Ländern mit einem Provisionsverbot – waren Privatanleger weniger investitionsfreudig: Niederländer orderten Fondsanteile für durchschnittlich 550 Euro, britische Haushalte verkauften sogar netto Fonds im Wert von 1.300 Euro.